Hochzeitstrend: Unplugged Hochzeiten – Bitte keine Gastfotografen!

Corey Ann ist bereits seit Jahren als Hochzeitsfotografin tätig. Ihr wundervoller Fotoblog hat zahlreiche regelmäßige Besucher, die von der Arbeit der Amerikanerin begeistert sind. Ihre Leidenschaft für die Fotografie zeigt sich in jedem der von Ihr festgehaltenen Augenblicke. Das man es als Fotografin nicht immer leicht hat, perfekte Fotos zu machen, wird oft vergessen. Deshalb spricht Corey Ann über das Thema Unplugged Hochzeiten – eine Hochzeit ganz ohne fotografierende Gäste.

Corey Ann
Hochzeitsfotografin

Wer meine vorherigen Blogeinträge kennt, weiß, dass ich schon einige Tipps gegeben habe, wie man ein für den Fotografen und das Brautpaar angenehmer Hochzeitsgast sein kann. Da ich aber das Gefühl hatte, dass gerade das Thema um die “Gastfotografen” noch intensiver angesprochen werden sollte, habe ich noch einmal all meine Erfahrung mit Beispielfotos zusammengefasst. Ich möchte Euch damit zeigen, wieso es meiner Meinung nach das Beste ist, wenn die Gäste Ihre Kameras zu Hause lassen oder zumindest in den wichtigsten Momenten zur Seite legen.

Vor einiger Zeit kam das Thema „Gastfotografen“ in einer der Online-Gruppe auf, in denen ich Mitglied bin. Jemand fragte, was denn problematisch daran wäre, dass auch die Gäste Fotos der Hochzeit machen und wieso man denn nicht wollen würde, dass es somit noch mehr individuelle Schnappschüsse gäbe. Das ist eine sehr gute Frage! Und die möchte ich Euch jetzt beantworten:

Ich habe absolut nichts dagegen, dass Gäste Fotos von der Hochzeit machen und diese dann später mit dem Paar teilen. Ganz im Gegenteil, es macht mich dann sogar glücklich, zu wissen, dass es Fotos von Augenblicken geben wird, die ich vielleicht verpasst habe. Oder solche, die aus dem einzigartigen Winkel entstanden sind, den sie erwischt haben. Leider überwiegt aber nach meiner Erfahrung der negative Aspekt der Gastfotografen. Denn in meinen vergangenen 6 Jahren als professionelle Hochzeitsfotografin war es oft ein sehr trauriger Anblick, wenn das Brautpaar voller Glück und Liebe in Richtung Gäste strahlte, diese sich aber hinter Ihren Kameras und Handys versteckten.

Und eben das sind unter Anderem die Gründe, wieso ich mich sehr darüber freue, wenn Paare sich für eine Unplugged Hochzeit entscheiden – oder zumindest für eine Trauung, bei der auf Film- und Fotomaterial der Gäste verzichtet wird.

Eins möchte ich ebenfalls noch hinzufügen:

Wenn Ihr Gäste einer Hochzeit seid, bitte wartet mit dem Posten von Bildern des Brautpaares bis NACH der Trauung. Ich kann Euch gar nicht sagen, wieviele „erste Blicke“ schon versehentlich online passierten, weil Brautjungfern und Trauzeugen Bilder von der Braut oder dem Bräutigam bei Facebook hochgeladen haben. Bitte tut das nicht! Denn Ihr wollt ganz sicher nicht, dass Eure beste Freundin ihren festlich gekleideten und glücklichen Ehemann schon vor der Trauung auf einem Foto gesehen hat. Wo bleibt denn da die Überraschung?

Stellt außerdem vor der Hochzeit sicher, dass es für das Brautpaar in Ordnung ist, wenn Ihr die Bilder der Beiden in sozialen Netzwerken teilt, denn manchmal wollen die Paare aus bestimmten Gründen nicht, dass Details über Ihre Hochzeit an die Öffentlichkeit geraten.

Mein größter Feind: Der Kamerablitz eines Hochzeitsgastes. Es gibt absolut NICHTS, was ich noch für die Fotos des Brautpaares tun kann, wenn sich diese unschönen Lichter einmal eingeschlichen haben.

Das sind nur zwei von den unzähligen Bildern, die den Gang zum Altar zeigen und durch Kamerablitze leider komplett ruiniert wurden.

Der Vater dieses kleinen Mädchens hat mich regelrecht zur Seite geschubst, weil ich seiner Tochter wohl im Weg stand, als sie mitten im Gang der Kirche ein Foto vom Brautpaar machen wollte. Die Kirche hatte aber eben nur diesen einen schmalen Gang zum Altarbereich und die Räumlichkeit war durch die vielen Gäste fast überfüllt. Ich habe dieses „Beweisfoto“ gemacht, um mich später zu verteidigen, falls meine Kunden sich darüber beschweren, dass ich für einen Großteil der Fotos nicht den optimalen Blickwinkel genutzt habe.

Was noch dazu wirklich furchtbar an der Situation war: Der Nintendo DS sieht zwar unscheinbar aus, macht aber unglaublich laute Geräusche, wenn ein Foto aufgenommen wird.

Dieses Bild ist mittlerweile 4 Jahre alt und der DS wurde durch iPads ersetzt, die meiner Meinung nach auf einer Trauung ein noch hundert Mal schlimmerer Anblick sind.

Der Vater dieses Kindes schrie meinen Assistenten während einer Hochzeit an und kommandierte anschließend seine Kinder nach vorne, um sicher zu gehen, dass er während der Trauung auf der Insel Cozumel in Mexiko ein Foto mit seinem iPhone machen konnte.

P.S.: Er war kein Gast der Hochzeit, sondern nur ein Gast des Resorts. Was soll man dazu sagen?

Die folgende Situation hat mir das Herz gebrochen. Viele Kirchen haben SEHR strikte Regelungen wenn es darum geht, wo Fotografen in den Räumlichkeiten Fotos machen dürfen und wo nicht. Dazu kommt, dass die Heinz Chapel wahrscheinlich eine der strengsten Kirchen ist, in denen ich je gearbeitet habe. Es war uns nur erlaubt, außerhalb des Altarbereiches, also nahe des Eingangsbereiches, zu stehen. Uns war es untersagt, während des Gottesdienstes durch die Kirche zu laufen. Meine Versuche, die Leiterin der Kirche darum zu bitten, mich wenigstens in einem der seitlichen Gänge stehen zu lassen, waren vergebens. Stattdessen musste ich also versuchen, das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen.

Hier seht Ihr das Bild eines Gastes, der während der Trauung direkt vor mich gesprungen ist und um den ich mich auch nicht herumbewegen konnte, um wieder eine freie Sicht zu erlangen.

Das Fotografieren mit Blitzlicht hat natürlich während des Gottesdienstes ebenfalls nicht aufgehört und durch das Zusammenspiel mit dem weißen Kleid ist es mir nicht möglich gewesen, das Foto durch Nachbearbeitungen zu retten.

Diese Katastrophe brachte mich fast zum weinen:

Ich hatte ein Auge auf den Mann neben dem Brautpaar geworfen, da er schon vorher die ganze Zeit fast im Anschnitt meiner Portraits des Paares zu sehen war. Ich konnte jedoch heranzoomen und den Ausschnitt so eingrenzen, dass er nicht auf allen Fotos zu sehen war. Nach dem Moment der Trauung stellte er sich allerdings GENAU VOR MICH und ich verpasste den ersten Kuss. Ich sprang schnell zur Seite und konnte wenigstens den Augenblick der Umarmungfesthalten, trotzdem bin ich immer noch SEHR TRAURIG darüber, dass ich diesen wirklich besonderen Anblick verpasst habe.

Ich fühlte mich gleich doppelt schlecht, da ich vor die Gäste gesprungen war und somit Ihre Sicht blockiert habe. Dabei war es mir immer wichtig gewesen, dass ich zwar die wichtigsten Momente der Hochzeit festhalte, gleichzeitig aber den Gästen ein ungestörtes Blickfeld garantiere. Ich habe mich nach der Hochzeit dafür entschuldigt und zu meinem Glück waren alle sehr freundlich und verständnisvoll.

Dieses Bild wurde zwar nicht komplett ruiniert, aber es stören die riesigen Schatten, die durch den Blitz einer Kamera ausgelöst wurden.

Noch ein Blick auf die Trauung in der Heinz Chapel. Wie Ihr sehen könnt, hat sich der Gast während der ganzen Zeremonie kaum von der Stelle beweg

Seht nur, wie das Blitzlicht von nur einer Kamera das gesamte Bild unbrauchbar macht.

Problematisch ist außerdem, dass innerhalb von Sekunden nicht mehr das Brautpaar, sondern der Hochzeitsgast im Fokus des Bildes ist.

Immer wieder läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn Gäste hinter oder neben mir versuchen, während der Gruppenfotos selbst zu fotografieren. Denn es ist oftmals nicht möglich, dass alle zu mir schauen, wenn sich zur selben Zeit noch andere Kameras auf der Feier befinden. Das ist dann auch der einzige Zeitpunkt, an dem ich Gäste darum bitte, aufzuhören, Fotos zu machen. Und in eben diesen Momenten habe ich schon oft das Unverständnis und die Empörung der Gäste zu spüren bekommen.

Letztlich liegt es mir aber am Herzen, die perfekten Fotos für das Brautpaar zu machen – der Fokus liegt also auf meinen Kunden. Es geht mir nicht nur um den Verkauf der Portraits, sondern um die Qualität der Portraits. Und wenn um mich herum ein Getümmel von Gästen mit Handys oder Kameras tobt, endet das nur selten mit guten Momentaufnahmen. Also vertraut mir bitte, wenn ich es Euch ans Herz lege, die Hochzeitsgäste um diesen großen Gefallen zu bitten. Lasst sie ihre Kameras für eine Weile beiseite legen und die leckeren Cocktails genießen, während wir uns den schönsten und einzigartigsten Fotos Eures Lebens widmen.

Auch wenn ich zugeben muss, dass der ältere Herr mein Herz erwärmt – leider steht er in einer für mich ungünstigen Position. Doch selbst wenn es mich in dem Moment als Fotografin gestört hat, war er doch unglaublich süß mit seiner Einwegkamera.

Dieser Gast hielt es ebenfalls für eine großartige Idee, den ersten Tanz des Paares mit seiner Kamera festzuhalten.

Diese Dame stellte sich leider während der letzten Augenblicke des Vater-Tochter-Tanzes direkt vor mich und nahm mir somit jede Möglichkeit, sie aus dem Bild rauszuschneiden. Gerade die Umarmung wäre ein sehr berührendes Motiv gewesen.

Ebenfalls ein großes Problem für alle Fotografen sind die FURCHTBAREN roten (oder grünen) Lämpchen der Kameras, die jedes mal hell aufleuchten, wenn Eure Gäste versuchen, den Fokus auf Euch zu richten. Diese Lichtstrahlen sind sehr irritierend und ich kann auch hier nicht viel tun, um sie aus dem endgültigen Fotoergebnis zu entfernen. Selbst auf einem Schwarz-Weiß-Foto sind noch helle Lichtkreise zu erkennen. Es gibt eine Vielzahl an Bildern die ich durch die deutlich sichtbaren Strahlen und Punkte leider verwerfen musste. Das hier ist ein Foto von vielen.

Mein Fazit..

Priorität hat am Tag der Hochzeit für mich nur das Brautpaar. Sie zahlen Geld dafür, dass ich ihre Hochzeit professionell begleite und festhalte. Und wenn sich mir übereifrige Gäste dann wortwörtlich in den Weg stellen, hindert mich das an meiner Arbeit. Ich glaube diese Menschen merken oft gar nicht, was sie tun oder tun dies nicht mit Absicht – weshalb ich diesen Post in der Hoffnung schreibe, euch die Augen zu öffnen. Ich lege Euch eine Unplugged Hochzeit ans Herz. Liebe Bräute und Bräutigame, lasst Eure Gäste (vielleicht wenigstens für die Trauung) auf die technischen Hilfsmittel verzichten. Und Liebe Gäste, bitte denkt an uns Fotografen, bevor ihr für Euren Schnappschuss vor uns springt.

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